Sonntag, 6. September 2015

In einem Zug geschrieben. Der Mensch steigt in einen Zug. Indem der Zug anfährt, beginnt der Entzug. Er entschwindet dem Woher, zu einem Wohin. Er entbirgt sich, einem Zielereignis hinzu. Das Unheimliche des Abfahrtortes zu einem unheimlich möglichen Zielort. Flucht vor der Unheimlichkeit des Daseins. Auf halber Strecke zeigt der Zug, als ein Zeichen des Entzugs, auf oder in den Entzug. Ein qualifizierter Entzug ist nur eine übliche Verspätung der Bahn. Nach dem Entzug seiner Lizenz steht er vor dem Nichts. Verweist auf die Flucht vor dem „im Zug sein“. Diese Zugschickung entzieht sich gleichzeitig. Abfahrt und Ankunft sind Begriffe des zugleich Zugehörendem. Mit der Ankunft wird sogleich die Abfahrt entzogen. Der Mensch erfährt bei der Rückfahrt gleich den Zug des Entzugs. Zeigend zum im Zug sein, gehört das Zeigen dadurch, dass der Mensch im Zug ist, so fährt dieser ins Nichts. Das im Zug sein, ist das unheimliche. Der Zug repräsentiert dieses zugleich von Ort und Unort. Er repräsentiert den Entzug, als repräsentative Präsenz dessen, was noch nicht ist. Der Mensch ist unterwegs, auch im Zug, überall hinausfahrend zum Nichts. Es ist das Zugige, das, obwohl man entgegenfährt, einem zukommt. Im Verzug löst man Fälle Zug um Zug. Während sich der Zug in einem Zug leert. Der Zug als ein Zug des menschlichen Charakters. Ein literarischer Streifzug. Ich weiß von der Schwelle des Zuges, der rattert und rattert. Ich weiß von den Gleisen. Den Gleisen der Bahn die am Ende. Ich weiß von dem, was niemand wusste. Was niemand wissen wollte. Ich weiß von Vergessenen, unvergesslichen. Nie zu vergessen. Und als sie ausstiegen, war ihr Glaube groß. Als sie ausgestiegen, war ihre Hoffnung groß. Und als sie ausgestiegen, war alles groß. Und es war Arbeit und es war Tod und einer zur Arbeit und einer zum Tod. Und sage nicht und frage nicht und tue und gehe. Und der Himmel war wie immer und es war nicht wie immer es war kein Rauch und war kein Atem und Asche nicht. Und Menschengedenken kleideten schlecht. Sie lehrten nichts, sie lernten nichts, und wusste nichts und das Ende war kein Ende und das Ende war kein Anfang, es liegt nicht am Grunde des Meeres, es liegt an bekannten Orten. Orte die tun nichts zur Sache. Am Zugende öffnen sich die Gleise neu. Die Abfahrt des Zuges entspricht (ist gleich) nicht nur mehr dem Fahrplan. Der Grund ist nicht der, weil wir eine Fahrkarte haben, auch nicht weil der Zug abfährt, sondern vielmehr, weil alle Züge nach dem Fahrplan abfahren (das Ganze). Der Zug bewegt sich nicht von der Stelle. Vielmehr dringt er in den Bereich zum nächsten Halt ein. Keine Abfahrt, kein Ziel. In der Wirklichkeit gibt es keine Unterschiedlichkeit, sondern nur der Zug ist ein einziges unveränderliches und festes Ganzes und die Alltagswahrnehmung von einer Zugfahrt und die Bewegung, sind nur bloßer Schein. Der Zug steht, wir steigen ein, der Zug steht (an einem anderen Ort) wir steigen aus. Wir können eigentlich nicht sicher sein, dass wir am Ziel aussteigen. Von unserem Warten im Bahnhof wechseln wir zum Warten im Zug. Einen Aufzug betreten wir auf einer Ebene und steigen in der zwanzigsten Etage auf gleicher Ebene aus. Wir haben nicht die Erfahrung als seien wir die vielen Etagen Treppen hinaufgestiegen. Auch bei der Zugfahrt haben wir nicht diese Erfahrung als seien wir an der Strecke nebenher gelaufen, geradelt oder mit dem Auto gefahren. Dass gleiche gilt für das Lesen eines Buches. Wir steigen ein und steigen aus. Selten erleben wir die Zugfahrt als Erlebnis. Das wir heute das Zugfahren nicht problemlos wahrnehmen ist das Problem der Bahn, weil es ständig weitere Probleme gibt. Bei einem guten Werk nennt das Feuilleton dann den Autor nicht Schriftsteller, sondern Dichter. Das positive Erlebnis erfährt man besonders in U-Bahnen oder bei den Schnellzügen in Japan. Die Massen strömen in den Zug, stehen dort und schon öffnen die Türen in einem anderen Bezirk. Nach unserer Ankunft wissen wir, wo die Fahrt hinführt. Arbeiten oder Sterben. Nur diese zwei Optionen. Ein Zug bis zur Rampe, ohne Wiederkehr. Alles nette Menschen. Sanftmütig. Sobald man sie gestreichelt hat und ihnen schmeichelt, „die Deutschen“. Sie lesen viel. Und wer viel liest, verbirgt den Mörder in sich. Der Reiz des Bösen ist das „schöne Buch“. Nichts Schöneres und keine romantischeren Texte als diese Briefe eines Massenmörders oder Kinderschänders an seine Geliebten, die Verbrecher lieben. Briefe sind wie Bücher. Sie werden von vielen gelesen. Die Leserin als die Retterin sieht sich als die Heldin in der Geschichte. Sie glaubt an den Helden, den alle Anderen verachten. Sie als die Seelenforscherin, will das Böse kennenlernen. Den Mörder im Krimi. Den Abgrund ihrer Seele im Spiegel sehen. Das Morden, Töten, Vergewaltigen, Schlachten ist das männliche. Das zählt für die schwache Frau als Stärke, Schutz und Sicherheit. Der erotische Reiz des Lesens. Diese Macht, jemanden zum Duschen zu schicken, oder diese Kindergärtnerin, die befiehlt, die Hände zu waschen. Diese perversen deutschen Zugfahrten nach Auschwitz. Niemand fährt freiwillig ins Konzentrationslager. Wer bin ich und wer bist Du? Hans-Georg Gadamer. Atemkristall ist der erste Zyklus des Gedichtbuches Atemwende, das 1967 im Suhrkamp Verlag erschien. Gadamer sieht in diesem Zyklus einen "Höhepunkt der celanschen Kunst"; er versucht, ihn real interpretierend und kommentierend zu entschlüsseln und darzustellen. „Es führt ein Buch nach nirgendwo, an jedem Bahnhof hält es an“. Dies ein Ohrwurm und heißt doch eigentlich: „Es fahrt ein Zug, nach nirgendwo“, von Christian Anders, Mai 1972. Vielleicht ist diese Metapher der Sinn, der im Lesen steckt, immer wieder zu lesen. Wie oft schrieb nicht ein Dichter: „Ich habe dieses Buch in einem Zug geschrieben“. War es ein Eisenbahnzug oder in einem Stück? Was führt dazu, ein Buch bis zum Ende zu lesen? Ist es unsere Langeweile? Die Langeweile ist Gegenstand philosophischer, kulturwissenschaftlicher, psychologischer und pädagogischer Betrachtung. Im dichterischen Werk Charles Baudelaires hat der französische Begriff für Langeweile, Ennui, einen zentralen Stellenwert. Die Langeweile gibt es, oder es gibt nicht oder man weiß es eben nicht. Wohin führt das Buch? Das ist hier die Frage. In der Einleitung führt ein Buch nach nirgendwo, aber es hält auch an jedem Bahnhof. Richtig ist, dass der Leser in einem Roman die Realität erfährt, aber falsch ist, dass der Leser glaubt, die Personen wären Realität. Wie es unterschiedliche Sprachverhalten gibt, und das Lesen ist eine Einübung von Sprachverhalten, so gibt es auch unterschiedliche Leseverhalten, aber besser sage ich hier Lesegewohnheiten. Die Lesegewohnheit führt natürlich direkt zur Verbindung mit der Langeweile. Langeweile ist aber in dieser Erklärung nicht zu verstehen im allgemeinen Gebrauch des Wortes, vielmehr als radikal positive Verwendung. Nun rede ich hier über ein Buch, das über die Rede über ein Buch eines anderen, dritten Autors, nämlich einem Gedichtband, handelt. Und der Interpret und Kritiker Hans-Georg Gadamer gibt diesem Buch den Titel: Wer bin ich und wer bist du? Die Beschäftigung mit den Gedichten von Paul Celan und mit dem Menschen und dem Leben und Tod Celans. Diese Suche nach dem Sein des Heideggerkenners Celan und Gadamer dem Schüler Heideggers hier in den Gedichten die Vollendung des Seins zu spüren. Heidegger, Celan und Gadamer, wollen wissen: Wer bin ich und wer bist du? Es sind, diese ewige Suche nach einem Eigenen ich, das nur im eigenen Denken, der eigenen Reflexion mit Worten erreicht werden kann. Warum liest man Romane? McLuhan: Ein heißes Medium verlangt weniger Beteiligung als ein kaltes, genauso, wie eine Vorlesung weniger Beteiligung als ein Seminar und ein Buch weniger als ein Dialog erfordert. Also diese Folgerung, dass ein Buchleser nicht an Dialogen interessiert ist. Er erzählt er habe dies oder das gelesen und sein Gegenüber ist begeistert, er hat es auch gelesen oder er kennt das Buch nicht und der Leser dreht sich um. Der Leser hat die Aufgabe die diskursiven Taktiken des Autors die er seinem Roman eingeschrieben hat zu aufzulösen und zu entschlüsseln. Was passiert wirklich. Was ist die Wahrheit? Der Leser muss davon ausgehen, dass der komplette Text eine notwendige Logik besitzt, nämlich diese Logik, die der Autor in sein Werk hineingelegt hat. Der Leser ist jedoch der Autor selber. Er ist Autor, Leser, Opfer und Täter selbst. Es ist diese Frage nach dem Ursprung. Warum ist etwas und nicht vielmehr nichts? Warum lesen wir? In einem Zug. Suchen wir das Ziel. Wir warten auf die Ankunft des Zuges und warten auf die Ankunft am Ziel des Zuges. Wir sind noch nicht dort. Vielleicht müssen wir wieder zurück? Die Form ist die (ein Buch) Bahn, Bahnsteige, Gleise, Stellwerke und Züge. Der Stoff ist jede Episode (eines Buches), jeder Streckenabschnitt. Die Bewegung liegt im Handeln, (Lesen, schreiben) Einsteigen, Abfahren. Das Ziel ist ein Ziel zu haben, der Fahrplan, die Fahrkarte nach irgendwo. Ein Buch ist das Angebot einer Bahnreise. Man sollte schon, wenn man einmal dabei ist, ein Buch in vollen Zügen genießen, also es auskosten, bis zum letzten Zug. Dass man schon einmal einen Zug vorausdenkt, versteht sich hierbei von selbst und hierbei erhält das Wort Zugzwang eine völlig neue Bedeutung. Viele Züge sind jedoch nicht immer erlaubt. Der Autor schreibt an seinem Text zügig weiter, während der Leser ihn in einem Zug verschlingt. Obwohl alles höchste Eisenbahn ist, ist an der Zugspitze das Ende. Es bleibt ein Charakterzug sich geistig mit Literatur ethisch auseinanderzusetzen.

Gebt die Bücher frei

Gebt die Bücher frei. Immer mehr hört man, dass Bücher in privaten Bücherregalen gefangengehalten werden. Gebt die Bücher frei. Bücher haben Freiheit verdient. Das Booking-hording greift zu einer messihaften Verwahrlosung um sich. Sondereinheiten von Polizei, Schlüsseldiensten und Bibliothekaren mussten schon Wohnungen und Häuser öffnen, aus denen der Gestank alter Bücher nach draußen drang. Lasst Bücher nicht einsam sterben. Gebt ihnen ein neues Haus, eine Aufgabe, ein neues Leben. Kein Mensch hat das Recht, Bücher alleine aufzubewahren. Gefährdete und süchtige Personen sollten sich lieber einen Ebook-reader anschaffen. Der ist auch in hohem Alter noch geruchslos. Montag, 9. März 2015 © Manfred H. Freude

Selbst ist der Schriftsteller.

Vögelchen – Selbst ist der Schriftsteller. Zunächst hat jeder Autor, wie es ein Recht auf freie Bildung gibt, ein Recht auf Veröffentlichung. Er muss sich bewähren. Ob er sich zuerst einem Knebelvertrag eines Großverlages unterwirft oder eine seriöse Lösung zum Druck gegen gerechte Bezahlung einsteigt, bleibt ihm überlassen. Wir wollen doch wirklich nicht behaupten, der namhafte Verleger achtet auf Qualität. Er glaubt an junge Talente, die er billig erwirbt, um sie groß (im wahrsten Sinne) herauszubringen (selber den Markt machen) oder er zählt auf reißerische Namen oder er verlegt den längst Verstorbenen ohne zusätzliche Honorare. In jedem der drei Fälle bestimmt der Verleger den Markt! Aber bittschön, wo bleibt dann der Künstler, wo bleibt der gute Autor, der sich aus der Masse verdichtet? Da wartet der Verleger doch lieber, bis dieser gestorben ist und mindestens 70 Jahre tot ist. Der Dichter hat überhaupt keine Chance, wenn er sich nicht nach dem Vorbild selbst herausbringt und das auf jeder Ebene. Sich selber herausbringen, das ist die Aufgabe des Dichters. Da jammern Verleger, die Lyrik verkauft sich nicht, dabei findet man überall Lyrik und nur wenig in den Lyrikabteilungen, da gibt es nur ein kleines Regal aber die komplette Buchhandlung ist von der Reiseabteilung über Belletristik bis zur Philosophie und Biografien voller Lyrik. Würde man alle Lyrik wegstreichen, wären die Büchereien und Bibliotheken nur halb so groß. Und dann dieses ewige Besserwissen der Germanisten in den Verlagen. Wie man schreibt und wo man seinen Jota setzen muss. Welcher anständige Schriftsteller will das schon? Ich kann nur jedem Kreativen empfehlen, seine Dinge selber in die Hand zu nehmen. Der Dichter kann sich doch nicht, von einem Verleger zeigen lassen, wohin er sein Komma und seinen Doppelpunkt zu setzen hat. Wie der Schriftsteller schreibt, so hat er es gewollt. Das ist eine klare Tatsache. Nicht der Dativ ist dem Genitiv Freund, der Dichter ist sich selbst genug. Warum also nicht selber machen. Das haben alle großen Dichter und Schriftsteller vorgemacht. Nicht nur Selbstverlag, auch selbst das Wort setzen und selbst den Akut, das bringt auch noch Spaß und selber Befriedigung. Die Arroganz der Dichter ist ihre falsche Bescheidenheit. Andere töten, aber nur mit Freundlichkeiten. Bessersein? Ich weiß es nicht! In einer gewissen Qualität gleicht sich die Qualität der Menge an. Man findet keine Unterschiede. Es ist Vage, es ist ein Sorietesproblem. Ab welchem Kriterium beginnt ein Gedicht, Lyrik zu sein? Der Interpret wird zum Richter. Das Gedicht ist schuldlos. Der Dichter selber kennt seine Qualität. Der gute Dichter schätzt sich richtig ein. Derjenige der auswählt kann nicht über seine eigene Qualität hinaussteigen. Der Bauer erkennt den guten Apfel nicht. Seine Beurteilung ist eingeschränkt. Er kennt die Produktion eines Apfels aber, welcher Bauer hat schon einen guten Geschmack und welcher Bauer kennt etwas von Urteilen und Argumenten? Der Apfelbauer aber produziert den gewünschten Apfel oder den außergewöhnlichen Apfel. Ein Gedicht ist ästhetisch oder philosophisch zu betrachten oder beides. Diese Lyrikzeitschriftenverlage und die Etablierten bleiben unter sich, kein anerkennendes Wort, kein Urteil. Nur nicht die eigene Gruppe stören, etwa durch die Hereinnahme eines der besser sein könnte. Doch dann gibt es noch immer die Möglichkeit zu kontern, das dieser sich überschätzt und das die Neuen immer beleidigt wären. Es müsse ja nach dem Prinzip gehen: Abwarten. Alle mussten sie warten, bis sie drankamen; außer natürlich die jungen Spatzen, die da im Frühling zwitschern. Man entdeckt einen Superstar! Die bourgeoisen Kulturbanausen nehmen es enthusiastisch zur Kenntnis. Mitentdecker eines neuen Goethe, soweit reicht der Lyrikhorizont. Qualität? Was ist das? Wo beginnt Qualität, wo hört sie auf? Vage …, ein Sorietesproblem, sie wissen schon. Anfänger senden ihre ersten Gedichtproduktionen gerne an die bestehenden Lyrikverlage, in denen irgendein Pseudomöchtegern promovierter Germanist das Lektorat und diese erste Begutachtung vornimmt. Die Gedichte sind natürlich nach kritischen Gesichtspunkten künstlerisch allesamt schwach. Sonst würde diese ja auch keiner hinschicken. Zehn Jahre später nach erheblicher Reife (sofern der Beginner weitermacht) schickt er auch nichts mehr hin (es ist ihm einfach zu dumm). Worauf ich aber hinauswill, ist, dass diese Einmannjury diese ersten Gedichte mit allgemeinem Formblatt ablehnt. Beschwert sich nun der Dichter (zu Recht, denn die abgedruckten Gedichte sind allesamt derart schwach), so wird man im Verlag böse und schreibt arrogantfreche Antworten mit der Begründung, der abgelehnte Dichter sei nur missgünstig das Er nicht veröffentlicht wurde. Im Gegenzug werden wie gesagt, diese ewigen schwachen, realpoetischen, Naturgedichte veröffentlicht, und wie ich bereits in anderen Artikeln beschrieb, diese jungen Vögelein (Mädchengedichte) von denen der Verlag glaubt, sie wären diese große Entdeckung. Selbst die größte deutsche Dichterin stirbt am Ende ungeliebt. Und für alle lobenden Nachrufe kann Sie sich nichts mehr kaufen. Also ihr lieben Verlage. Werft eure Möchtegernexperten für Lyrik aus den Verlagen und lost die veröffentlichten Gedichte aus. Ihr habt sicher ein besseres Ergebnis und viel eher einen Nobelpreisträger darunter. Denn einen großen Künstler in den Anfängen zu erkennen, spreche ich jedem Menschen ab. Das war seit Jahrtausenden so und wird auch weiterhin so sein. Diese Lyrikszene ist abartig. Die heutige Literaturszene, insbesondere die Lyrikszene ist anormal abnormal. Wie mir ein Verleger im Vertrauen hinter hohler Hand versichert: „Wir suchen nur junge Mädchen als Talente für unsere Zeitschrift, ergänzen mit hochbekannten Preisträgern und mischen darunter unsere Freunde„. Das ist der Lyrikbetrieb, so läuft das Geschäft. Da suchen die „Lecktoren“ in Verlagen, die Herausgeber von Anthologien und Lyrikzeitschriften diese jungen, nackten Vögelchen und hacken mit ihren Spitzen in die jungen Leiber. Sie schnäbeln das junge Gefieder in abartiger Perversität. In ihren Verlagen und Zeitschriften halten sie eine Brutstätte alternder, veralterter abnormer Verehrer der Poesie, die ihre Lektorate dazu benützen, sich selber und ihre untalentierten Ergüsse, mit diesem jungen Federvieh, sowie mit Hochbetagten ordensgeschmückten Pfauen, zu garnieren. Sie sammeln, organisiert von einer Not, die jungen Hungrigen und Dürstenden, und bieten ihnen kulturbeflissen Champagner und Kuchen für zweifelhafte Dienste; um in ihrer Sprache zu bleiben: alles Lyrikspanner. Die vertrauten gierigen Lyrikverleger Die netten freundlichen Manuskriptprüfer Die feisten stillen Rezensenten Die kleinen Vögelchen zwitschern Die alten Spanner warten Und geben gut die Achtern Ein Loch im System… Bringen sie groß raus Pornografische Halbwüchsige Zur Tarnung: Alte Preisträger Darübermachen aller Sauereien Hinten und Vorne mit Vergewaltigungen Unschuldig alle Wenn kleine Vögelchen zwitschern Im Frühling Und krächzen im Herbst Was veranlasst sie zu diesem Verhalten? Selber talentlos sind sie frustriert, kommen nicht an im Lyrikbetrieb zwischen Sonntagsdichtung und großer Lyrik. Was liegt näher, als selber die Rolle einer Jury anzunehmen. Ihr wahres unbestätigtes und gehasstes Vorbild: und ihre Auffassung, der schöne und geliebte, der kann sie alle haben. Wie in der Gruppe 47, … alle hingen bei der Bachmann im Schoß. Vergleichbar mit denen die sich seitenweise Schund im Internet herunterladen, dort lassen sie ihre Kindlein ebenfalls zu sich kommen. Und anschließend? Da beklagen die alternden Emporgekommenen, dass in den großen Anthologien nur noch Männer vertreten sind. Ja, was war denn vorher? Was war denn mit den Entdeckern? Wir haben die Talente entdeckt und gefördert schreiben Literaturzeitschriftenverleger. Da meinen Verleger, wenn man nur ihre Produkte kauft, würde man Entdeckte finden und manche Entdeckung machen! Ja was glauben die denn? Man erkennt doch gerade an ihren Produkten was sie entdecken und vermarkten. Wo bleibt denn der kaufmännische Verstand? Es bleibt eben kein Geld mehr für den großen Wurf wenn man nur, wie Trittbrettfahrer hinter den Anderen herläuft. Das gilt aber für beide Seiten, für den Verleger und für den Schriftsteller. Wer aber erkennt sich schon selbst? Alle Lyriker sind und bleiben nur Konsumenten. Die großen Dealer bleiben unter sich. Versuche in ihre Kreise zu kommen sind ein sinnloses Scheitern. Man bemüht sich mit finanziellem und zeitlichem Aufwand Kontakte zu knüpfen, aber diese Kontakte sind nicht möglich. 2. Was ist ein Verlag? Ein Verlag will Bücher verlegen. Das heißt nicht dorthin, wohin der Autor will. Der Verlag verlegt die Bücher dorthin, wo sie niemand findet. Verlegt sie und erwartet Nachfrage, nicht umgekehrt. Deshalb der Name Verlag. Glaubt denn irgendein Schriftsteller er käme bei einem der Drei, - oder sagen wir, Fünf wichtigen Verlage unter? Ehrlich, ob bezahlen oder nicht, insofern stimmt die These, alles andere sind doch keine richtigen Verlage. Verlage sind die moderne Zensur. Wer selber bezahlt, zensiert sich selbst. Wie man einen Verlag wählt, kann man auch eine Partei wählen. Da gibt es die zwei Großen, angeschlossen sind die Kleineren. Alles andere sind Zuschussparteien, so wie es auch Zuschussverlage gibt. Glaubt man denn vielleicht man, zahlt bei einem großen Verlag nicht zu? Sicher nicht, wenn man Dieter Bohlen heißt, aber der bezahlt ja auch mit seinem großen Namen. Das heißt, die großen Schriftsteller bezahlen mit ihrem großen Namen und die Unbekannten? Die Talente laufen vor verschlossenen Türen. Nur was kommerziell zu vermarkten ist, wird angenommen. Hinter den Sätzen liegt eine andere Vorstellungswelt! Natürlich ist, das, wer Geld für „quasi NICHTS“ gibt, grundsätzlich selber schuld! Aber das hier angeschnittene Problem liegt doch nicht bei den Verlagen! Es geht doch nicht mehr darum! Wer sein Buch bei einem Unternehmen veröffentlicht, das sich »Verlag« nennt, der sollte dafür kein Geld bezahlen. Ein Verlag trägt das finanzielle Risiko der Buchveröffentlichung allein. Dieser Satz enthält doch eine Doppelmoral. Der erste Teil ist ein gewöhnlicher Hergang, eine normale Sprache; der zweite Teil eine selbstverständliche Konsequenz aber, man muss das nicht erzählen, das Wichtige (die Aufgabe eines Verlages) wird verschleiert. Lesen wir uns nur einmal die Autorenlisten der angepriesenen Verlage an. Der weltberühmte Schriftsteller, den auf jeder Straße niemand kennt. Wer richtig nachliest, der sieht doch, dass es hier keinen Zweck hat anzuklopfen (wie bei Kafka vor der verschlossenen Tür) und sich dann wie in München am P1 vom Türsteher einen Korb zu holen (die Gäste sind alle geladen und sind bekannt) das ist das Kriterium. Wer als Schriftsteller erkannt hat, dass er ein Niemand ist, ist sicher schon auf dem richtigen Weg, aber bitte sehr, nicht bei einem Verlag anklopfen, der ebenfalls im Verlagswesen NIEMAND ist, sich aber sehr wohl für weltberühmt hält. Die Zeiten der großen Verlage sind vorbei, das muss man einfach so sehen und sie sehen nun ihre Felle wegschwimmen durch die preiswerten Druckverfahren und Vermarktungen, denen sie nicht mehr nachkommen. Das wieder wollen sie wettmachen durch eine elitäre Haltung. Die kann aber nur der große Schriftsteller und Dichter haben. Sie steht keinem anderen, auch keinem Verlag zu. Ob man also zu den Auserwählten, oder Ausgezeichneten gehört, das spielt doch wirklich keine Rolle. Wer wirklich gut ist, weiß es mit Sicherheit selber, und darauf kommt es doch nur an. Also, machen und tun, aber nicht so viel anschreiben und vor allen Dingen kein Geld für noch so wenig Leistung zahlen. Alles andere kommt schon von selber. 3. Glücken Nur so kann die Lösung eines Schriftstellers und Lyrikers heißen: Glück. Man muss sich den Schriftsteller und Lyriker (Durs Grünbein) als glücklichen Menschen denken, als einen Menschen, der mit sich und seiner Arbeit im Reinen ist. Das sicher auch, weil er gerade in den Orden „Pour le Mérite“ aufgenommen wurde. Vielmehr aber, weil er von sich sagen kann: „Die Poesie hat mein Leben verändert, ihr verdanke ich alles, und wenn ich es mir recht überlege, sogar meine Frau.“ Nur wer sich mit seiner Arbeit alleine beschäftigt und Glück hat, kommt weiter. Wer mit seinem Erstlingswerk hausieren geht, hat keine Chance. So ist Glück nicht zu verstehen und nicht zu erreichen. Also erst Glück und dann Frau, nicht umgekehrt. Man darf einfach die Welt nicht mehr verstehen. Wer sie versteht, hat schon nichts mehr begriffen. Es geht nicht mehr darum! Der vor angeführte Text ist bereits die Majestät des Absurden, die Pervertiertheit der Brillanz. Der Bereich des Natürlichen, des Menschlichen wurde bereits nach der Setzung des Punktes überschritten. Auch wenn wir bereits Schmetterlinge im Bauch haben, wissen wir noch nicht: Ist das geschriebene Realität, Einbildung oder bereits Dichtung. Für normalsterbliche Menschen ohne Glück (ein Widerspruch, denn der normale, der sterbliche Mensch hat kein Glück) gilt nur harte Arbeit und am besten: Gründen sie selber einen Verlag; damit löst sich die Frage nach einem geeigneten Verlag von selber. Was einige an sogenannte Zuschussverlage zahlen, damit kann man locker einen Verlag gründen und die ersten Autoren veröffentlichen. Vor lauter Verlagen vergessen wir die Buchhandlungen. Sie, die ärmsten der Armen, haben überhaupt keine Möglichkeit der Wahl. Sie sind sozusagen die Apotheken, nur verkaufen sie statt Medikamenten: Bücher. Aber auch hier verdient man das meiste Geld mit Mitteln gegen Husten und Kopfschmerzen. Eine Lagerhaltung schafft Kosten. Auch hier gilt, der Inhalt ist nicht so wichtig. Wichtig scheint das durch Medien und Fernsehen bekannte Gesicht. Als fernsehbekannter Mundharmonikaspieler, gerne! Aber mit schwerer Kost tut es sich eben schwer. Das sehen auch die Verleger so. Also erst mal berühmt werden, dann ist es egal, was sie schreiben. Blabla verkauft sich sozusagen über das Gesicht. 4. Die Vögelchen singen wieder. Man schreibt wieder Lieder, die zu singen sind in den Gazetten, zu Hause, unter der Dusche. Der weltberühmte Dichter schreibt dem weltberühmten Verlag. Man kennt sich; Geheimgesellschaften. Wer bist du, wer bin ich? Alles im Mittelfeld. Man kommt sich näher. Kontakte und Stiche. Gedichte am Rande eingerückt. Der Eindruck liegt auf mittlerer Ebene des Mittelfeldes. Immer wieder Geniales. Vorbeisehen. Du- Ich. Man hat sich selber sehr lieb. Was soll dieser Inhalt? Spezielles am Rande und Dichtung. Tragödie und Komödie auf den ersten Seiten längst verstorbener Versager. Heute Helden. Das Übliche krepieren. Man kommt nicht rum. Darüber stehen unfassbare Ideen. Denken und Nichts. Denken ist dasselbe. Es tönen die Lieder, der Frühling kommt wieder. Das Leichte wirkt gefällig schön. Hartes ist schwere Kost, die zu denken gibt. Alles ist tragisch. Es dauert zu lange. Die Zeit läuft. Immer wieder ist Mittelmäßiges zum Füllen. Aber am Ende bleibt nur Frust für alle. Es fehlt der Mut. Wenn es einer schafft, der hochkommt, begegnet niemand. Fahrstühle führen nach oben aber die Türen bleiben verschlossen. Man bleibt, man schreibt für sich. Kein Interesse für Aktuelles. Man träumt, man ist besoffen vom Kaffeerausch. Es liegt was in der Luft, man vergisst zu atmen. Der Weg vom Geld zum Genie ist kurz, kann man sich Entdeckungen nicht leisten. Kolumbus hatte noch Zeit. Schritt für Schritt, ohne auf die Nase zu fallen. Weltbekannt sein, ohne aber den Nachbarn zu kennen funktioniert nicht. Die jungen Vögelchen zwitschern schön. Man hört sie gern. Der Verlag hat das große Werk verlegt. Was wir wissen, wissen wir alle von den T-Shirts. Zeig das Du, lebst mit der Sprache. Spreche das Dunkel. Ich empfinde nur Freude und Leid für alle jungen Dichterinnen, die frühzeitig einen Preis erringen konnten. Freude über ihr fröhliches Singen am Morgen und Leid darüber, dass sie so früh wieder sterben werden. Ich schrieb ja mal über die jungen Vögelchen und das Schicksal dieser Vögelein ist, dass sie früh beginnen zu singen und dabei fängt sie ja bekanntlich die Katze. Es ist also für einen Dichter immer wichtig, so wie Gottfried Benn bereits sagte: spät anzukommen. 5. Dabeisein ist nicht alles Ganze Drossel- und Nachtigallenschwärme singen ihre lyrischen Lieder. Es pfeift von allen Schulen von allen Gassen. Das Singen ist gegen die Natur, kein lyrisches Singen, kein Trällern, - das können die Vögel in der Natur besser. Lyrik zeigt sich gegen die Natur, Lyrik ist künstlich und fern jeder Kunst. Wer singt zeigt nur offen seine Angst vor der Welt. Alles Singen ist nur Angst. Aber wohin fliegen diese jungen und diese alten Vögel? Nein, ihr Ziel ist lange nicht der nächste Ast oder das nächste Dach. Sie fliegen auf diese höchsten Gipfel. Die Besten wetzen ihren Schnabel auf allen Achttausendern im höchsten Gebiet der Welt. Die harten, die Ehrgeizigsten, sie wollen nicht nur dabei sein. Es geht um die Medaillen, die Siegprämien, die Pokale, es geht um die Macht, es geht um Geld. Einige meinen, warum ich es denn nicht auch gemacht hätte wie diese Vögelchen. Ich habe es eben erst mit dem Ersten Arbeitsmarkt versucht. Immer mehr promovierte Theoretiker gehen in die Comedy. Wettbewerb mit Preisvergabe. Eine Methode einer Begriffswettbewerbserklärung. Es gäbe keine Preisträger, wenn es keinen Wettbewerb gäbe. Wenn man also von Preisträgern hört und von einer Jury, so muss man gleichzeitig von den Teilnehmern reden, welche dann ohne einen Preis geblieben sind. Welche durch die Teilnahme am Wettbewerb selbst, mit Preisträgern und Jury, ein Teil der Notwendigkeit bei einer Teilnahme des Wettbewerbs sind. Selbst der Veranstalter ist Teil des Wettbewerbs, sowohl der Jury als auch aller Teilnehmer, insbesondere der Preisträger. Wenn man also von einem Preisträger hört, so sieht man zunächst den Preis. Wenn man aber den Preis als „nicht könnte, sein“ versteht, so erkennt man die Teilnehmer und durchschaut, in wieweit ein Jurymitglied den Preisträger begreift, statt zu erkennen, das es weniger um das materielle noch um das körperliche, also nicht um den Preis, und auch nicht über den Preisträger geht, vielmehr um das Geistige, welches zu preisen wäre. Eine Schande aber ist es, der Lobpreisung eines Preisträgers mehr anzuhängen, als dem geistig Geschaffenen. Eine Schande also, wenn der körperliche Preisträger, dem geistigen Wettbewerbsbeitrag vorgezogen wird. Also nicht einer künstlerischen Idee, wie sie geschaffen ist, den Vorzug zu geben. Das im Wettbewerb eingereichte Geschaffene, muss also gegenüber dem anderen Geschaffenen, besser sein, ohne Berücksichtigung seines Schöpfers, noch eines von einer Jury hineininterpretierten Hintergrundwissens. Der Preis wendet sich also demjenigen zu, dem es auch verdankt, dass er zu preisen ist. Der Preis verliert hier an dem, was zu preisen ist. Unmöglich aber ist, dass der Preisbeitrag, der Mehrheit von Jury, Preisträgern, Veranstalter noch den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen entsprechen kann, noch an diesen ursprünglich teilhat. Nur das ist unser Preisträger, in dem wir erkennen, dass das von ihm Geschaffene, zu preisen ist, indem wir begreifen, inwieweit es sich von den übrigen eingereichten Wettbewerbsbeiträgen entfernt. Wieso der Preis nur sein konnte, wenn er nur zu preisen sei. Der Preis muss also ästhetisch dem Publikum gefallen und nicht dem Preisträger oder der Jury. In erster Linie müssen die nicht ausgewählten eine Wahl nachvollziehen können. Denn im Wettbewerb leben wir, bewegen wir uns, und sind. Ich zitiere aus dem gleichen Umfeld einen bestimmten Verleger/Herausgeber einer Lyrikzeitschrift (von anderen in ähnlicher Form akzeptiert): Wir nehmen nur a) Junge weibliche Lyrikentdeckungen b) alte Lyrikpreisträger, c) und dann mischen wir unsere Freundeskreise und Mitspieler darunter. So werden heute Lyrikzeitschriften gemacht! Zitat: Wer heute keinen Rollator hat, wird niemals ein Jurymitglied bei einer großen Preisverleihung. M.H.F. Manchmal verliert man die Lust, sich für die Dichtung zu engagieren. Da sind immer wieder, Herausgeber, Verleger, Lehramtsexperten, promovierte Germanistenvögel, Selbstverwirklicher ..welche einem jeden Spaß und Ernst am Wettbewerb vermiesen. Verleger erzählen bei jeder passenden Gelegenheit, gerne diese Geschichte, der bösen, von ihnen abgelehnten Autoren. Ob diese Briefe wirklich böse sind, ist ihre individuelle Meinung. Sonderbar ist jedoch das sie diese Briefe nicht ernst nehmen, und zum anderen, dass ihnen noch nie ein angenommener Autor einen kritischen, bösen Brief geschrieben hat. Dass bei der Auswahl ihrer Autoren ein erheblicher Diskussionsbedarf besteht, erklärt ihre gleichzeitig nette Geschichte, welche sie bei jeder Gelegenheit zum Besten bringen, dass sie ihre eigentlichen Geschäfte im Grunde genommen nur mit 20 % ihrer Autoren machen. Diese 20 % finanzieren ebenfalls die verbliebenen 80 %. Da sie jedoch bei der Annahme eines Autors meistens nicht wissen welche Autor zu den 20 % oder den 80 % gehört ist ihr Dilemma ihre eigene Wahl. Einem Verleger ist schon klar, wenn er einen schlechten Autor annimmt und einen guten ablehnt (wie frustrierend muss das denn sein). Liegt doch das Problem im wesentlichen bei Ihnen. Es geht nämlich darum, ein möglichst komplettes Programm für seinen Verlag darzustellen. Es ist die Tätigkeit eines Sammlers, der 20 % einer guten Sammlung besitzt und den Rest füllt, damit er eine Ausstellung bestücken kann. Selbstverständlich lehnt er oft den guten Autoren ab. Die verkäuflichen (guten) Autoren sind leider meist die ungeliebten populären Werke. Weil ausreichend schlechte Autoren sein Kontingent füllen weil sie sein Ego streicheln, kann er geistig überleben. Eine Kritik seinerseits zu Beschwerdebriefen ist also völlig unangebracht. Der kurze Hinweis auf ausgebucht reicht völlig und der Kommentar auf gut gemeinte böse Briefe ist besonders unangebracht. Der Verleger ist also seinerseits nicht in der Lage an einem Werk Kritik zu üben, sofern er selbst nicht in der Lage ist, ein gleiches, oder besseres Werk zu schreiben. Dass ihm ein Werk gefällt weil es seinen eigenen Worten entsprechen würde zeigt nur die eigene universelle Beschränktheit. Peinlich ist es, als Verleger seine Meinungen verbreiten zu wollen, aber auf der anderen Seite, jeden Informations-Input als störend empfinden. Anfänger senden ihre ersten Gedichtproduktionen gerne an die bestehenden Lyrikverlage, in denen irgendein Pseudomöchtegern promovierter Germanist das Lektorat und diese erste Begutachtung vornimmt. Die Gedichte sind natürlich nach kritischen Gesichtspunkten künstlerisch allesamt schwach. Sonst würde diese ja auch keiner hinschicken. Zehn Jahre später nach erheblicher Reife (sofern der Beginner weitermacht) schickt er auch nichts mehr hin (es ist ihm einfach zu dumm). Worauf ich aber hinauswill, ist, dass diese Einmannjury diese ersten Gedichte mit allgemeinem Formblatt ablehnt. Beschwert sich nun der Dichter (zu Recht, denn die abgedruckten Gedichte sind allesamt derart schwach), so wird man im Verlag böse und schreibt arrogantfreche Antworten mit der Begründung, der abgelehnte Dichter sei nur missgünstig das Er nicht veröffentlicht wurde. Im Gegenzug werden wie gesagt, diese ewigen schwachen, realpoetischen, Naturgedichte veröffentlicht, und wie ich bereits in anderen Artikeln beschrieb, diese jungen Vögelein (Mädchengedichte) von denen der Verlag glaubt, sie wären diese große Entdeckung. Selbst die größte deutsche Dichterin stirbt am Ende ungeliebt. Und für alle lobenden Nachrufe kann Sie sich nichts mehr kaufen. Also ihr lieben Verlage. Werft eure Möchtegernexperten für Lyrik aus den Verlagen und lost die veröffentlichten Gedichte aus. Ihr habt sicher ein besseres Ergebnis und viel eher einen Nobelpreisträger darunter. Denn einen großen Künstler in den Anfängen zu erkennen, diese Wahrsagerei spreche ich jedem Menschen ab. Das war seit Jahrtausenden so und wird auch weiterhin so sein. „Deutschen Gegenwartsliteratur“, bestimmt vage eine Generation von Autoren zwischen 30 und 40 Jahren, die allenfalls nach einem Werk einen Zugriff auf die „Gegenwart“ haben. Es sind die gleichen jungen Mädchen, die sich für Pferde und reiten interessieren und die plötzlich nach der Pubertät ihre Liebe für den Schlager finden. „Deutsch“ heißt in größeren Verlagen Deutschlands Veröffentlichtes. Kleinverlage oder Autoren anderer Altersklassen und anderer Länder deutscher Sprache sind hiervon ausgeschlossen. Unsere Bücher müssen weiter wachsen auf über tausend Seiten. Da ich ohnehin nicht zur Gegenwartsliteratur zähle, rechne ich mich zu den deutschen Klassikern die erst lebten ehe sie schrieben, statt mit gymnasialen Halbwissen die Welt zu erklären, ohne zu wissen, das es diese gar nicht gibt.. Ich weiß nicht, wo ich meinen Migrationshintergrund hernehmen soll, wahrscheinlich aus der Bildungsferne meiner Umgebung die mir immer ferner, fremd wurde. Da ich im Süden einer Stadt groß geworden bin, habe ich nie die nördliche Kälte der Zuwanderung kennengelernt. Bestätigung finden wir in "Our Generation" das ist das Gedicht des 14-jährigen Jordan Nichols aus Wilmington im US-Bundesstaat North Carolina. Wie schon Julia Engelmann in ihrem Gedicht "One Day/ Reckoning", beschäftigt sich Jordan Nichols mit seiner Generation. © Manfred H. Freude